Ein Abschiedsbrief oder doch eine Liebeserklärung an Linz

Geliebtes Linz,

es ist der Moment gekommen, an dem ich dich verlasse, nach zehn Jahren, in denen ich deine Straßenecken lernte. Viele Male mich gegenüber deinen Angriffen verteidigend. Viele andere Male auf Grundlage von Aspirin oder nur Kaffee.

Dein Zentrum hat so viel zu erzählen. Ich bin stolz hier gewesen zu sein, und geschichtsträchtige Orte mit meinen eigenen Augen kennengelernt zu haben. Hier habe ich gelernt, dass das Himmelblau in der Politik nichts Göttliches hat.

Es macht mich stolz zu wissen, dass es in dir so viele Menschen gibt, die sich im Antifaschismus engagieren. Sorge dich für dein eigenes Wohl um diese Personen.

Vergiss nicht den Leuten in den Büros zur Beantragung der Staatsbürgerschaft Bescheid zu geben, dass sie ohne Angst etwas menschlicher sein können. Niemand wird deswegen darauf verzichten, die Staatsbürgerschaft zu beantragen.

Nachts nach Hause zu Fuß über die Landstraße zu gehen, ist ein eigenes Spektakel! Die Vitrinen zu betrachten, die Lichter, die Kirchen, einen Blumenverkäufer auf dem Weg zu treffen, wahrzunehmen, wie sich die Liebenden an den Straßenecken verabschieden beziehungsweise sich praktisch ausziehen, das alles machte mich glücklich, als ich hier war. Aber die blinkenden Lichter der roten Stadtwache, die mit einem Hauch von Gerechtigkeit herannahten, zerstören jeglichen Charme.

Ich nahm an deinen Festlichkeiten mit viel Freude teil. Hauptsächlich an den Darbietungen der Straßenkünstler, wo laut Vorschriften Menschen aus fremden Ländern drei Tage lang willkommen sind.

Niemals dachte ich, aus dem Süden zu kommen um Wasser aus der Leitung im Norden zu trinken. Aber ich weiß auch, dass diese Vorsicht gegenüber der Umwelt, diese Ehrfurcht gegenüber den natürlichen Vorkommen auch das ist, was einem Land Richtung gibt.

Mir gefällt die Idee, Menschen auf erzogene Art zu grüßen, ob das beim Treppengehen ist, wenn man in der Umkleide in der Akademie ankommt. Wie schade, dass ich so viele Male, viele Male auch nicht, nichts im Gegenzug zurückbekomme, wenn ich Unbekannte grüße.

Um dies zu kompensieren, werde ich viel Zuneigung die Erinnerung an eine Frau und einem jungen Mädchen in einem Kiosk beim Volksgarten aufrechterhalten, in der Nähe der Arbeiterkammer. Sie haben mich immer gegrüßt. Ich will ihnen auch eine Blume überreichen.

Meine Lieblingssupermarktverkäuferin arbeitet in einem Einkaufszentrum in der Landstraße, ich werde auch für sie eine Blume zurücklassen. Es wird mir fehlen, wie sich mich grüßt und höflich die Papiertasche öffnet, damit ich die Einkäufe hineingeben kann. Die Schlange hier im Supermarkt hat mir immer viel Stress gemacht. 20 Sekunden zu haben die Einkäufe auf das Förderband zu geben, fünf Sekunden, sie einzupacken, und zwei zu bezahlen ist der Versuch einen olympischen Rekord zu brechen. Jene Frau an der Kasse hat mir ein paar Sekunden mehr Menschlichkeit gegeben.

In der größten Bücherei der Stadt gibt es eine muslimische Frau, die mit dem Hijab angezogen arbeitet. Wie schön, dass sie ihn benützen darf, wie schade, dass dies noch immer eine Ausnahme am Arbeitsmarkt ist. Ich werde ihr auch eine Blume geben.

Linz, du hast mir beigebracht, Apfelsäfte zu mögen und sie unterscheiden zu können. Deinetwegen werde ich Kaffee immer mit einem Glas Wasser servieren. Ich liebe österreichische Produkte, Apfelstrudel und Gulaschsuppe. Ich singe „Amadeus, Amadeus“ und „holare diria holare, guggu“.

Wenn ich könnte, würde ich jedem Autofahrer auf deinen Straßen eine Blume geben, weil sie fast immer stehenbleiben, damit die Radfahrer und Fußgänger vorbeigehen können, zu zeigen, sie zeigen, dass das Leben wichtiger ist als jegliche Termine.

Linz, unter deinem Himmel habe ich unvergessliche Menschen kennengelernt, habe unfassbare Geschichten erlebt. Jetzt kommt der Moment des Gehens, und ich gehe mit dem Herzen voller Wehmut! Aber es wird mir auch ohne dich gut gehen!

Ich verspreche dir, eines Tages als Touristin zurückzukommen und im gelben Zug Zeit zu verbringen. Aber in Wahrheit, komme ich wie eine Tochter, die nach Hause zurückkommt, denn so fühle ich mich. Ob es die Gesetze so wollen oder nicht. Sie holen die Gefühle nicht ein.

Rosa Cipó

P.S. Den Menschen der Freiwilligen Feuerwehr und den Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitätern, gebe ich die Blume der ewigen Dankbarkeit, denn der Becher des Wassers, der den Durst in der Wüste beseitigt, füllt sich nicht durch einen Wasserfall.

Danielli Cavalcanti
#FlordeLinz

P.S.: Das zweisprachige Buch Flor de Linz ist bei Alex Buchhaltung, in Linz, oder bei Alivraria, in Berlin, zu erhalten.

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